Zaisertshofen

Ein Dorf im Unterallgäu

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1872

Die Musik hat in der Gemeinde Zaisertshofen eine lange Tradition. Der Gründer der ersten Blasmusikkapelle war der Lehrer Franz Seraph Huber, der zum 1. Oktober 1869 in den Ort gekommen war. Bald darauf begann er mit der Ausbildung von musikbegeisterten Dorfbewohnern. Aus ihnen formte er 1872 eine erste, aus zehn Männern bestehende Bläsergruppe, die Huber bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1896 leitete.

1925

Während des 1. Weltkrieges musste die Blasmusiktradition in Zaisertshofen unterbrochen werden. Erst im Jahre 1925, als sich die wirtschaftliche Situation in Deutschland wieder einigermaßen gefestigt hatte, wurde eine neue Musikkapelle im Dorf gegründet und nach fähigen Nachwuchsspielern gesucht.

1933 – 1965

Der 2. Weltkrieg führte erneut zu einer Auflösung der Kapelle. Es ist vor allem dem engagierten Mitglied Alois Suiter zu verdanken, dass nach dem Krieg wieder eine Kapelle gegründet und die Proben wieder aufgenommen wurden. In den folgenden Jahren entwickelte er sich zu einem der Hauptmotoren des Vereins und kümmerte sich besonders um die Nachwuchsförderung. Ab 1964 übernahm Engelbert Bosl die musikalische Leitung der Kapelle.

1966

War die bisherige Blasmusik in Zaisertshofen nur eine lose Interessensgemeinschaft begeisterter Aktiver, so wurde nach mehr als acht Jahrzehnten endlich die Gründung eines Musikvereines beschlossen. Am 12. März 1966 fand im damaligen Vereinslokal, dem heute nicht mehr existierenden „Gasthaus zur Flur“, die offizielle Vereinsgründung statt. Unter Vorstand Thomas Miller zählte die Kapelle bei der Gründung 22 aktive und 87 passive Mitglieder. Am 18. Dezember des gleichen Jahres veranstaltete die junge Kapelle zugleich ihr erstes Weihnachtskonzert. Die Bürger von Zaisertshofen zeigten sich begeistert und kamen in Scharen zu dieser ersten großen Veranstaltung.

1967

Das Jahr 1967 brachte unter der Leitung von Engelbert Bosl die erste überregionale Auszeichnung ein, als die noch junge, inzwischen 24 Mann umfassende Kapelle beim Bundesmusikfest in Memmingen sich einen ersten Rang erspielte. Zudem wurde auf der ersten Hauptversammlung die Anschaffung einer einheitlichen Tracht beschlossen.

1969

Im Jahre 1969 fand der 11. Bezirksmusiktag in Zaisertshofen statt, an dem 20 Kapellen teilnahmen. Die Gastgeber stellten dabei nicht nur ihr organisatorisches Talent unter Beweis. Es gelang ihnen zusätzlich, in der Mittelklasse einen 1. Preis mit Auszeichnung zu erringen. Diesen Erfolg konnten sie im gleichen Jahr beim 13. Bezirksmusiktag in Waltenhausen nochmals wiederholen.

1971

Der Bekanntheitsgrad der Zaisertshofer Kapelle stieg auch in den folgenden Jahren weiter an. Im Jahre 1971 lud die Kapelle zu einer Konzertreise nach Brunnadern im Schwarzwald ein. Im gleichen Jahr wurde der Bürgermeister-Hochwind-Marsch zur Uraufführung gebracht. Ein Jahr später erfreute die Kapelle die Dorfbewohner mit einem großen Herbstkonzert.

1973 – 1978

Im Jahre 1973 wechselte der Dirigentenstab aus der Hand von Engelbert Bosl in die von Franz Doletschek. Während der 70er Jahre konnte die Vereinsführung einen stetigenn Mitgliederzuwachs verzeichnen. Die Kapelle probte mindestens einmal pro Woche und absolvierte rund 45 Auftritte pro Jahr. Einen Einschnitt in die Geschichte der Kapelle markierte die 12. Ordentliche Generalversammlung vom 7. April 1978, als sich die Musiker entschlossen, künftig unter dem Namen „Flossachtaler Musikanten“ aufzutreten.

1980

Vom 1. bis 4. August 1980 veranstaltete der Musikverein ein großes Festzelt beim Schafstadl. Eingeladen war auch die Partnerkapelle aus Aispel-Rohr im Schwarzwald, zu der seit 1968 Beziehungen gepflegt werden. In den folgenden Jahren konnte die Vereinsführung immer wieder ausführlich von den umfangreichen Aktivitäten der Mitglieder berichten: Seien es die guten Resultate bei den Wertungsspielen und in der Nachwuchsförderung, die Anschaffung notwendiger Ausrüstung oder der Ausbau der Musikerstube im alten Schulhaus – die Musikkapelle ist in Zaisertshofen zu einem unerlässlichen Bestandteil der Dorfge- meinschaft geworden. Nicht zuletzt die zahlreichen Jahreskonzerte, das seit 1969 regelmäßig durchgeführte Maibaumaufstellen und die Ausflüge zum französischen Partnerschaftsort Cossé-le-Vivien oder zum Partnerverein in Aispel-Rohr im Schwarzwald machen den Musikverein zu einem repräsentativen Kulturträger des Ortes.

1982

Im Jahre 1982 hat der seit 17 Jahren amtierende 1. Vorstand Thomas Miller sein Amt aus Altersgründen niedergelegt. In der Generalversammlung vom 27. März 1982 wurde Hans Högg zum neuen Vorstand der Flossachtaler Musikanten gewählt. Am 27. August 1982 wurde der Verein in das Vereinsregister unter der Nr. 678 beim Amtsgericht Memmingen eingetragen.

1988

Im Jahre 1988 stellte der langjährige Dirigent Franz Doletschek sein Amt zur Verfügung. Mit Gerhard Lutz konnte sodann ein Dirigent aus den eigenen Reihen gewonnen werden. Das Vereinsjahr 1989 verzeichnete zwei besonders herausragende Festivitäten, nämlich die gleichzeitige Ausrichtung der Wertungsspiele des Allgäu-Schwäbischen-Musikbundes und des Bezirksmusikfestes, an welchem Bundespräsident Richard von Weizäcker dem Verein die Pro-Musica-Plakette verlieh.

1994 – 2006

Im Jahre 1994 übernahm Roman Ohneberg das Amt des 1. Vorstandes. Während das Jahreskonzert der Flossachtaler Musikanten, das Maibaumfest und der Kirchweihtanz bisweilen zum festen Bestandteil im Veranstaltungskalender der Dorfgemeinschaft geworden waren, trug der Musikverein seit 1995 immer wieder unterschiedlichste Wettbewerbe aus. So veranstaltete der Verein beispielsweise einen Fingerhakelwettbewerb für Männer und Frauen, einen Alphornwettbewerb oder einen Schnupfwettbewerb. Im Sommer 1996 feierte der Musikverein sein 30-jährigen Bestehen mit einem großen Festzelt. Neben großartigen Attraktionen wie einem Tauchturm war auch der Auftritt der „Wolpertinger“, dessen Mitglied Peter Egger aus den eigenen Reihen stammte, ein Höhepunkt der Festtage. Bereits im Jahre 2001 beging der Musikverein anlässlich des 35-jährigen Bestehens der Flossachtaler Musikanten als Verein das erste Hallenfest. Schon zwei Jahre später, nämlich im Jahr 2003, veranstalteten die Musiker das zweite Hallenfest anlässlich ihrer langjährigen Freundschaft mit der Partnerkapelle Aispel-Rohr aus dem Schwarzwald, die zu den Festtagen eigens angereist waren. Ebenfalls im Vereinsjahr 2003 wurde eine Jugendkapelle ins Leben gerufen, die dem Nachwuchsden Weg von der Ausbildung bis zum Eintritt in die Stammkapelle erleichtern sollte. 26 Jungmusikanten aus den eigenen Reihen stellten nicht nur bei diversen Auftritten, sondern auch bei den konzertanten Wertungsspielen des ASM ihr Können unter Beweis. Auch im Allgäu-Schwäbischen Musikbund zeigten sich die Flossachtaler Musikanten engagiert. Im Juni 2005 – und seither jedes Jahr – nahm die Kapelle mit Erfolg am 1. Marschmusikwettbewerb des Bezirk 10 Mindelheim teil.

2006 – 2009

Im Jahre 2006 legte Roman Ohneberg nach 12 Jahren Tätigkeit das Amt des 1. Vorstandes in die Hände gleich zweier Vorstände. Die langjährigen Vorstandsschaftmitglieder Stefan Rauch und Roland Ruf übernahmen mit vereinten Kräften die Führung. Sogleich wurde 2006 ein weiteres Hallenfest ausgerichtet und das 40-jährige Bestehen des Musikvereins gefeiert.

2009 – 2012

Ab 2009 übernahm Roland Ruf alleine den Vorstand. Im gleichen Jahr ergab sich eine weitere wichtige Veränderung im Musikverein. Nach 23 Jahren übergab Gerhard Lutz den Dirigentenstab an Jürgen Fries, der seitdem für die musikalische Leitung der Kapelle verantwortlich ist. Die Flossachtaler Musikanten präsentieren sich nicht nur bei dorfinternen Veranstaltungen und Kirchenfesten, sondern überzeugen auch bei ihrer regelmäßigen Teilnahme an den konzertanten und traditionellen Wertungsspielen des ASM sowie bei den Marschmusikwettbewerben. Bei letzteren wurden die Flossachtaler Musikanten im Jahr 2011 Bezirkssieger des Bezirks 10 im Allgäu-Schwäbischen Musikbund und qualifizierten sich damit für den Bundesentscheid in Kaufbeuren, welchen sie ebenfalls gewannen.

Die Flossachtaler Musikanten Zaisertshofen e. V. zählen heute insgesamt 223 Mitglieder. Darunter befinden sich 36 aktive und 187 passive Mitglieder.

„Musik macht Freude“ – so lautet nicht nur das Motto des 44. Bezirksmusikfestes, sondern auch die Überzeugung der Flossachtaler Musikanten, die sie mit ihrer Blasmusik verbinden.

 

Rund um den Maibaum

Ein wichtiger Aspekt der Brauchtumspflege, die der Musikverein rege zu betreiben pflegt, ist das alljährliche Maibaumaufstellen per Hand. Während der Musikverein sich bereits 1969 anlässlich der Ausrichtung des Bezirksmusikfestes in Zaisertshofen bereit erklärte, sich der Aufgabe des Maibaumaufstellens anzunehmen, geschah dies bisweilen mit Hilfe eines Krans. Im Rahmen der Dorferneuerung, die nun einen angemessenen Platz für den Maibaum in der Dorfmitte geschaffen hatte, kam dem damaligen Vorstandschaftsmitglied Stefan Rauch und dem Ehrenmitglied Josef Schmid sen. die Idee, den Maibaum wieder per Hand aufzustellen. Im Jahre 2003 wurde das Wahrzeichen der bayerischen Kultur dann zum ersten Mal wieder der Tradition gemäß mit der Hand aufgestellt. Bereits im Vorfeld waren einige wichtige Sicherheitsvorkehrungen zu treffen und die notwendigen Vorrichtungen und Gerätschaften eigens anzufertigen. Daraufhin konnte in guter Zusammenarbeit mit der Freiwilligen Feuerwehr Zaisertshofen, die seither jedes Aufstellen mannsstark unterstützt haben, der erste Maibaum per Muskelkraft aufgestellt und zu den Klängen der Bayernhymne feierlich eingeweiht werden.

Am Ufer der Flossach, das „Bach aus dem Altwasser , dem Sumpf“ bedeutet, liegt zu Füßen einer welligen Hügelkette die kleine Gemeinde Zaisertshofen. Erst seit dem Mittelalter gibt es erste Zeugnisse über die Existenz des Flossachdorfes, das lange Zeit unter Kemptner Lehensherrschaft stand. Die früheste urkundliche Nennung von Zaisertshofen kann auf das 12. Jahrhundert unter dem Namen Zeizhershofen zurückdatiert werden.  Die Namensgebung verdankt Zaisertshofen vermutlich dem Hof eines Zaiso. Im Jahre 1525 kommt es zu einem Aufstand der Bauern gegen ihren rücksichtslosen Herrscher, Konrad I. von Riedheim. Den Bauern gelingt es,den „Kunz“, wie Konrad auch genannt wird, in Gefangenschaft zu nehmen. Kunz schwört blutige Rache und lässt im Februar 1526 die Rädelsführer enthaupten. Seit dieser Zeit stammt auch das Wort „Goaka“, denn drei Bauern aus Zaisertshofen wurde zur Strafe die Zunge herausgerissen, weshalb sie nicht mehr deutlich sprechen konnten und ihr Gestammel wie das Quaken der Frösche klang. Viel zu leiden hat Zaisertshofen während des 30-jährigen Krieges. Neben den erheblichen Lasten der belagernden Truppen, kam die Pest hinzu. Diese raffte in den beiden Dörfern Zaisertshofen und Tussenhausen insgesamt 318 von 1100 Bewohnern hinweg. Ab dem 19. Jahrhundert gehört Zaisertshofen zu den Bayern, d. h. zur Herrschaft Schwabegg mit dem Hauptort Türkheim. Nach dem Zweiten Weltkrieg geht es daran, das von Landwirtschaft- und Viehzucht geprägte Dorf wieder aufzubauen. Fortschrittliche Vorhaben sind die Durchführung der Korrektur von Flossach und Lettenbach im Jahre 1953 und der Bau von Wasserleitungen, Ortsverbindungswegen und der Kanalisation sowie die Erschließung neuer Wohngebiete. 1978 wird Zaisertshofen zusammen mit Mattsies und Tussenhausen zu einer Einheitsgemeinde erschlossen. In den Jahren 2001/02 erfährt das Ortsbild im Rahmen der Dorfneuerung eine sichtbare Modernisierung. Der neu geschaffene Dorfplatz wird zum Mittelpunkt des Dorflebens. Heute ist Zaisertshofen eine ländliche Wohngemeinde, die um die 1000 Einwohner zählt.  Das harmonische Miteinander der Dorfbewohner ist seit Gedenken von einem regen Vereinsleben geprägt und Traditions- und Brauchtumspflege stehen stets im Vordergrund.

Nicht zuletzt daher rührt der Stolz eines jeden Zaisertshofer, ein „Goak“ zu sein.

 

Ehrenmitglieder & Vorstände

Verstorbene Ehrenmitglieder:

Thomas Miller (Ehrenvorstand), Alois Hochwind

(Altbürgermeister, Ehrenbürger), Johann Müller,

Otto Forster sen., Franz Diepolder, Franz Schmid

 

Ehrenmitglieder:

Hans Högg sen. (Ehrenvorstand)

Josef Steinle

Franz Vögele

Josef Schmid

 

Vorstände:

Thomas Miller (1966 – 1982)

Hans Högg (1982 – 1994)

Roman Ohneberg (1994 – 2006)

Stefan Rauch / Roland Ruf (2006 – 2009)

Roland Ruf (2009 - 2018)

Johannes Lindner (seit 2018)

 

Die ehemaligen Dirigenten der Flossachtaler Musikanten

Franz Seraph Huber (1883 - 1896)

Ludwig Schmid (1914 - 1920)

Johann Miller (1920 - 1945)

Anton Sommer und Oswald Macht (1945)

Alois Suiter (1945 - 1965)

Engelbert Bosl (1965 - 1973)

Matthias Lutz (1973)

Franz Doletschek (1973 - 1988)

Gerhard Lutz (1989 - 2009)

Jürgen Fries (seit 2009)

 

Fortsetzung folgt…